top of page

Oberbürgermeister Thomas Zenker // Zittau

Interview: Thomas Zenker, Oberbürgermeister und Kai Grebasch, Pressesprecher // Stadtverwaltung Zittau // www.zittau.de

Autorin: Anne


Werte: Verantwortung, Gemeinwohl, Respekt, Eigenwirksamkeit


Zittau ist meine Heimatstadt - hier bin ich aufgewachsen, zur Schule gegangen und dann so schnell wie möglich weggezogen. Damals habe ich die Stadt für mich als sehr gespalten wahrgenommen - zum einen die lange Tradition, viel alte Substanz und das Festhalten an früheren Errungenschaften, zum anderen der junge, lebendige Austausch mit dem Dreiländereck, die innovative Projekte und ganz neue Entwicklungsansätze hervorbringen wollten. Damals wollte ich mich noch keiner der beiden Seiten anschließen, heute schaue ich neugierig und voller Begeisterung darauf, wie sich Tradition und Innovation doch vereinen lassen. Dazu hat auch Oberbürgermeister Thomas Zenker einen Teil beigetragen. Wir treffen ihn und seinen Pressesprecher Kai Grebasch im Rathaus.


"Der Strukturwandel hat noch nicht mal begonnen. Die unterschiedlichen Belange von Wirtschaft, Kultur und Gemeinschaft zusammenzubringen funktioniert nur wertebasiert."

Thomas Zenker spricht von Eigenwirksamkeit. Das war damals der Grund, warum er das Amt des Oberbürgermeisters annahm. Die Erosion der Demokratie und das ständige Hinterfragen durch die sozialen Netzwerke führt dazu, dass sich die Mitarbeiter:innen auch fachlich hinterfragen, obwohl sie das nicht müssten. Das erzeugt Unsicherheit, die es durch die Stärkung interner Strukturen auszugleichen gilt, so Zenker.





Die Alterstruktur in der Verwaltung teilt sich in zwei Lager. Es gibt viele Quereinsteiger aus der Zeit der Wiedervereinigung, die seither kontinuierlich in den Verwaltungsebenen aufgestiegen sind. Diese tradierten Strukturen verhindern teilweise das Nachrücken der jungen Generation in diese Ebenen. Trotz dass das Wissen beim Ausscheiden der älteren Generation mitgenomen wird, muss man Vertrauen auf die folgenden Generationen legen.

Diese hat einen großen Vorteil: sie sind gut ausgebildet und können die jahrelange Erfahrung damit teilweise kompensieren.


"Wenn man hier klassisch seine Ausbildung macht, dann im Unternehmen immer weiter rückt und keine außerlokale Arbeitserfahrung gesammelt hat, dann wird man von den Strukturen einverleibt und hat kaum eine Chance, das System zu beeinflussen oder kritisch zu betrachten. Man passt sich dann automatisch an ohnehin tradierte Systeme an." So Thomas Zenker.


"Führung hat nicht gleichzeitig etwas mit der Position der Leitung zu tun. Die, die führen, mit denen wir uns sicher fühlen und vor denen wir Respekt haben, diese Menschen möchte ich stärken."

In den stark hierarischen Verwaltungsstrukturen war es am Anfang von OB Zenkers Amtszeit so, dass selbst die kleinsten Entscheidungen von ihm getroffen werden mussten. Die Stelle der Dezernenten bzw. Dezernentinnen, eine Ebene zwischen OB und Amtsleiter:innen, wurden mittlerweile abgeschafft. Die Hierarchie wurde somit um eine Stufe abgebaut. Im Moment ist es so, dass die Amtsleiterebene Lösungen präsentiert, die ihnen am sinnvollsten erscheinen, und nicht nur reine Probleme vortragen. Ziel ist es, eine:n Beigeordnete:n einzustellen, der Macht und Verantwortung übertragen bekommt. Auch die Budgetentscheidungen und Personalverantwortungen werden zunehmend von den Amtsleiter:innen getroffen.





Unstimmigkeiten im Stadtrat und eine Bevölkerung, die zunehmend alles hinterfragt, verlangt nach einer soliden Struktur der Verwaltung, die sich von innen stark aufstellt und nicht bei Störfaktoren von außen zerfällt, erzählt er uns.

"Nicht jeder kann oder möchte mit der steigenden Verantwortung umgehen. Mehr Verantwortung übernehmen finden an sich alle gut, bis es zum Problem kommt - dann gilt es ohne Zwang und mit viel Nachsicht zu reagieren", so Thomas Zenker.


"Ich möchte es schaffen, dass Verwaltung nicht immer als lebensfremdes Amt wahrgenommen wird. Dort arbeiten genau die gleichen Menschen mit Familie, Hobby und Grillecke, wie anderswo."

Abschließend fragen wir nach seiner Vision für die Stadtverwaltung in Zittau. Dabei betrachtet Thomas Zenker vor allem das Umfeld: an die Bürger:innen, die der Verwaltungs- und Politikebene zunehmend kritisch gegenübertreten, hat er einen Apell: "Altruismus ist ein Phänomen, das auch in Zittau sehr gut funktioniert, welches ich mir aber nicht nur in Hochwassersituationen wünsche."


64 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page