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LABA // Görlitz

Interview: Gerhard Zschau, Gründer von LABA // Kleidungsstücke & Accessoires in Zusammenarbeit mit regionalen Künster:innen und Kulturschaffenden /// www.laba.de

Autorin: Anne


Werte: Vielfalt, Nachhaltigkeit, Selbstwirksamkeit


Reno und ich fahren ins Kühlhaus nach Görlitz. Dort treffen wir Gerhard Zschau, den wir beide gut kennen. Man kommt um LABA kaum drumherum: er ist bekannt in der Oberlausitzer Gründer:innenszene und immer dann mit seinem Label präsent, wenn es um gute Veranstaltungsformate oder Aktionen in der Region geht. Egal ob online oder offline, egal ob mit seinem Fashion Truck oder ziemlich gutem social media Marketing: Gerhard Zschau hat es irgendwie geschafft, ganz behutsam die Schätze aus der Region zu bergen, sie modern zu interpretieren und dabei die Menschen und ihre kulturellen Eigenheiten in den Mittelpunkt zu stellen, immer mit einer Prise aufrichtigem Humor.

Heute wollen wir ein bisschen mehr wissen, als bisher: wie arbeitet es sich mit einem Modelabel in der Oberlausitz? Und warum nicht Berlin?


Als er aus Berlin zurück kam, war die Marktlücke an regionaler und fairer Mode, die am besten auch ideell aus der Region kommt, offensichtlich. Was schon da war: die sorbische Kultur, viele naturnahe Wirtschaftszweige, das Dreiländereck, die Keramik- und Textilindustrie.

"Die lokalen Manufakturen haben nachhaltige und gleichzeitig hippe Produkte, aber wissen es oft nicht. Ich verbinde das altehrwürdige Handwerk mit modernen Ansätzen."

"Viele der lokal abgesetzten Produkte würden auch überregional gut funktionieren, der Trend zeichnet sich seit vielen Jahren ab", ist sich Gerhard Zschau sicher. Die Kooperationen reichen vom Korbmacher:innen bis Sattler:innen. Bei den Menschen in den Manufakturen den Begeisterungsfunken zu wecken, ist manchmal schwierig, aber sinnvoll. Vorallem schafft es eine Möglichkeit, die handwerklichen Traditionen weiterzuführen.


Gerhard selbst ist gelernter Fischer. Die Fischerei in der Oberlausitz ist ein Handwerk, das schon seit 100 Jahren traditionell und nahezu unverändert funktioniert. Manchmal muss er unter den Fischer:innen selbst wieder eine Wertschätzung herstellen, welch gefragtes, nachhaltiges, traditionelles und schonendes Produkt sie eigentlich anbieten. Das Shirt Karpfen blau beispielsweise ist dann die Schnittstelle, um diese Werte den Menschen zu vermitteln. Er sagt: "Es geht nicht darum, das Rad neu zu erfinden, sondern das Vorhandene zu entdecken und zu schätzen."


"Der Fashiontruck ist momentan der Leuchtturm des LABA Labels, die Künstler:innen und Kulturschaffenden stehen metaphorisch drum herum und können ihr Bestes zeigen." Er setzt auf Kooperation und Zusammenarbeit statt auf Neid und Ellenbogenmentalität. "Die Produkte und die Kreativszene gibt es hier schon. Aber wir können uns in Zukunft dieses Eigenbrötlertum nicht mehr leisten, auch wenn das Konkurrenzdenken momentan noch vorherrscht", so Gerhard Zschau.

"Gedanklich war ich nie weg aus der Oberlausitz, nur körperlich. Meine Arbeit hat noch nie allein funktioniert, hier möchte ich auch ein bisschen an der Mentalität der Oberlausitz arbeiten. Mitgestalten, Mitwirken und Mitreden bringt den Menschen unglaublichen Aufwind. Langsam merken die Leute, wie LABA funktionert und haben Spaß, ihre Ideen zu verwirklichen. Das ist und war schon immer mehr als eine One-Man-Show zum bloßen Geldverdienen."


Bei jedem verkauften Artikel gehen ein paar Euros an regionale Vereine und Initiativen, wie zum Beispiel den Ganzmacher e.V. aus Bautzen. Neben dem finaziellen Zuschuss werden die Intiativen dadurch auch sichbar(er). Bisher hat LABA schon um die 2500 Euro gespendet. Gerhard erzählt: "Ich möchte auch als Markenvorbild dienen. Es geht um Geschichten, um Sinn und um ein Metalabel, welches aus mehr wie Profit und Marketing besteht."



Dabei ist die Oberlausitz Fluch und Segen zugleich. "Die Überwindung, etwas zu tun, was nicht klappen könnte oder vielleicht sogar aneckt, versuche ich zu erleichtern. Die Menschen sind dankbar, wenn etwas Neues entsteht und kommen ins Reden; ich höre ihre Geschichten und erzähle sie mithilfe meines Labels weiter. Ich gebe Oberlausitzer:innen, Künster:innen und Kulturschaffenden eine Bühne", sagt Gerhard. Wir fragen:"Warum?"

"Jeder kann irgendwas. Und ich bin hier auf Schatzsuche. Wenn es dann noch zu LABA passt, dann entsteht was Besonderes."

Wer die Hintergründe seiner Motivwahl und die Oberlausitz nicht kennt, fragt sich schon mal: was soll das mit dem Kaprfen blau ohne Flossen? Was bedeutet ´norland´? Und wer ist eigentlich diese Mittagsfrau? "Ich möchte kein Chaos stiften, aber für Verwirrung sorgen." Und Verwirrung regt zum Nachdenken an, finden wir. Weiter so!


Titelfoto: Paul Glaser

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