Interview: Andreas Graf, Tischlerei Briesowsky, Löbau /// Fenster und Türen /// www.tischlerei-briesowsky.de
Autorin: Juliane
Wichtigste Werte: Sinn, Nachhaltigkeit, Verbundenheit
Anne und ich machen uns auf den Weg nach Ölsa, einen eingemeindeten Teil von Löbau. Wir sind verabredet mit Andreas Graf, der zusammen mit seiner Mutter Ines Briesowsky-Graf und seinem Bruder Christoph Graf die Tischlerei leitet, die bereits in siebenter Generation existiert. 2012 kam mit dem Umzug von der großväterlichen Tischlerei auf das jetzige Gelände die räumliche Vergrößerung und auch die Mitarbeiterzahl hat sich in den letzten zehn Jahren auf aktuell 25 Mitarbeiter fast verdoppelt. Produziert werden Fenster und Türen aus Holz und Holz/Alu.
#Generationswechsel Die Brüder Andreas und Christoph Graf sind in der Tischlerei ihres Großvaters groß geworden. Nun sind sie es, die ihre Mutter davon überzeugt haben, im größeren Stil in neue Technik zu investieren.Sein drei Jahre älterer Bruder und er wollten immer besser werden, erzählt uns Andreas Graf. Die Tischlerei Briesowsky ist ein Familienbetrieb, auch Andreas Grafs Vater ist Tischler, den sie als externer Berater jederzeit um Hilfe fragen konnten. Die großen Investitionen seien nun getätigt und „ich habe gemerkt, dass ich häufig zu viel und zu schnell etwas wollte. Das war gar nicht umsetzbar, weil man die Mitarbeiter erstmal ganz langsam heranführen muss. Damit ein älterer Mitarbeiter die neue Maschine auch annehmen kann, braucht es Behutsamkeit. Das können wir durch meine Mutter oder auch die älteren Generationen gemeinsam gut umsetzen.“
#Mitarbeiter:innen Seit dem Umzug 2012 hat die Tischlerei jedes Jahr einen neuen Lehrling aufgenommen und bisher alle übernommen. So war Wachstum überhaupt erst möglich, erklärt uns Andreas Graf. Vor drei Jahren hat die Tischlerei Briesowsky mit der Berufsakademie in Bautzen angefangen, den dualen Studiengang Holztechnik anzubieten und hat dadurch auch Student:innen im Betrieb. Das Team der Tischlerei ist verhältnismäßig jung, mehr als die Hälfte der Mitarbeiter ist unter 28. Ein weiblicher Lehrling, die Sekretärin und die Geschäftsführerin sind die einzigen Frauen.
#Arbeitsteilung Die Brüder leiten gemeinsam die ganze Produktion und die dazugehörigen Projekte. Ines Briesowsky-Graf leitet Finanzen und Personal. Es gibt keine Hierarchien in Form eines Projektleiters, dann eines Vorarbeiter und eines Montageleiter. Die Mitarbeiter:innen werden von Andreas und Christoph Graf den Projekten zugeteilt. „Wir merken, dass das nicht mehr lange zu funktionieren kann. Wir müssen mehr Strukturen hineinbringen und anderen Mitarbeitern in der Planungsarbeit mehr Verantwortung übergeben.“ Aktuell werden deshalb Projektleiter gesucht. Wir fragen, ob nicht unter den jetzigen Mitarbeitern jemand sei, der gerne Projekte leitet. Fachlich trauen es Andreas und Christoph Graf mehreren Mitarbeitern zu, aber diese möchten keine Büroarbeit machen. Sie lieben ihr Handwerk.
#Digitalisierung „Mitarbeiter müssen motiviert werden, offen zu sein und sich weiter zu bilden. Das ist nicht so einfach“, meint Andreas Graf.Auch die älteren Mitarbeiter müssen mit den neuen Maschinen zurecht kommen. Diese werden digital mit Daten aus dem Büro gefüttert. Manche Maschinen führen auch Arbeiten aus, die früher noch mit der Hand erledigt worden sind. Die kritischen, sensorischen Arbeitsprozesse kann eine Maschine aber nicht übernehmen. Dafür braucht es Menschen.
#Unternehmenskultur Andreas Graf beschreibt sie uns als familiär. Alle duzen sich. Es wird ab und an zusammen gegrillt bei dem Wohnhaus, das sich ganz in der Nähe befindet. Das sind die Dinge, die wertgeschätzt werden, vermutet er. Feedbackbögen und Ideenpapier liegen im Pausenraum aus, werden aber nicht genutzt. Jeden Freitag wird von allen gemeinsam eine Pause gemacht und dem Team wird alles Wichtige erzählt. Da kann jede/ jeder über alles sprechen. Andreas Graf hat seine Ausbildung bei einem großen Betrieb mit 80 Tischlern und etlichen Planern gemacht. Er hat erfahren, dass es ständig Konflikte gab, weil keiner wusste, was der andere macht und so Misstrauen und Neid den Alltag bestimmten. Da die Tischlerei Brieswosky weiter wachsen möchte, ist ihm bewusst, dass Transparenz und eine direkte, offene Kommunikation wichtige Eckpfeiler für eine gelungene Unternehmenskultur sind.
#Nachhaltigkeit Die Produktion energiesparender Fenster ist das ständige Ziel. Die Tischlerei Briesowsky baut immer dichtere, wartungsfreiere Fenster, die länger halten. Außerdem seien sie seit 2012 im weitesten Sinne autark, erzählt Andreas Graf. Die Solaranlage produziert doppelt so viel Strom wie gebraucht wird. Durch Holzabfälle wird deutlich mehr Wärme generiert als benötigt. Die Energie kann allerdings nicht gespeichert werden. Privat entwickelt Andreas Graf ökologische Häuser. Seine Villa Larix, ein massives und trotzdem mobiles Holzhaus, steht in Obercunnersdorf.
Anne und ich bekommen noch eine Tour durch die Werkstätten. Allein der Duft in Tischlereien ist himmlisch. Ich staune nicht schlecht, als ich sehe, wie die Leisten heutiger Holzfenster miteinander verzahnt werden. „Holzzähne“ so fein wie bei einem Schlüssel. So kommt es mir jedenfalls vor. Ich bin beeindruckt und denke an die alten zugigen 70jährigen Kastenfenster, die ich privat in meinem Wohnhaus seit einer gefühlten Ewigkeit schleife, öle, verglase und kitte.
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