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TEXSIB // Beiersdorf

Interview: Eric Bradatsch, Geschäftsführer und Franziska Kursawe, Personalmanagerin // Großformat Digitaldruck, Gerüstbanner, Fassadenbanner /// www.texsib.com/

Autorin: Anne


Werte: Spaß & Freude, Team & Verantwortung, Über-sich-hinaus-wachsen


Dass TEXSIB wertebasiert arbeitet, ein besonderes Verständnis von Führung hat, Fachkräfte aus ganz Deutschland anzieht und einfach vieles richtig macht, ist kein Geheimnis mehr. Das kommunizieren die Texpert:innen, wie sich die Mitarbeitenden selbst nennen, offen und auf allen Kanälen.

Juliane und ich sind in Beiersdorf und können es kaum erwarten, die Prozesse einmal aus unserer Perspektive und im Hinblick auf echte Wertearbeit, der Essenz von New Work, zu beleuchten. Das Gelände ist modern, erst kürzlich wurde eine neue Halle gebaut. Wir laufen durch das Gebäude und sofort erinnert mich das Szenario an ein StartUp (in produzierendem) Großformat: ein Büro-Hund kommt mit einem Spielzeug auf uns zu, wir laufen an einem Trampolin und äußerst gut gelaunten Mitarbeiter:innen vorbei. Am Ende des Ganges steht ein großer Gong, mit dem lautstark gemeinsame Erfolge gefeiert werden. Umringt sind wir von Grünpflanzen und einer Atmosphäre zwischen Euphorie und geschäftigem Treiben. Haben wir hier wirklich einen New Work Juwel entdeckt?



Die wertebasierte Firmenkultur und die fortgeschrittene Transformation begann mit den Eltern von Eric Bradatsch, Ines und Holger Bradatsch. Sie haben die Arbeit an den Soft Skills immer als Basis verstanden und nicht als Luxus, den man sich leisten wollen muss. Heute ist der Altersdurchschnitt bei TEXSIB um die 35 und umfasst circa 70 Mitarbeitende.

Eric Bradatsch stieg 2005 in leitender Position in die Firma ein und ist seit 2017 als Geschäftsführer bestellt. Seit 2018 ist Franziska Kursawe im Bereich Personal bei TEXSIB, anfangs um ihn zu entlasten, da er selbst gemerkt hat, dass er durch die vielen Rollen nicht mehr arbeitsfähig war und die Entwicklung eher gebremst hat. Heute übernimmt sie diverse Rollen in der Organisationsentwicklung, ihr Wissen stützt sich teilweise auf die Thesen von Reinventing Organizations, was auch unsere Grundlage bildet.


Nach einem dreitägigen Workshop mit einem Trainer zum Thema Werte und Leadership haben sie ihre persönlichen und kollektiven Werte in ein Leitbild übersetzt - die Fragestellung war: was wird aktuell gelebt und wie bringt man das in Worte? Dem ging auch eine Befragung unter den Mitarbeitenden voraus. Die erarbeiteten Werte bilden die Basis für die Entscheidungen, die Kommunikation, die Außenwirkung und das Konfliktmanagement. "Ohne diese Werte wäre die Corona-Zeit deutlich holpriger geworden. Das gibt den Mitarbeitenden Sicherheit und lässt sie auf das Positive blicken, wir haben uns auf das Gemeinsame und den Sinn unserer Arbeit berufen.", erzählt Eric Bradatsch.


TEXSIB nutzt diverse Tools, um Werte zu etablieren, die Strukturen zu stärken und sinnvoll zu transformieren. In der ´Hummelrunde´ beispielsweise kommen Mitarbeitende aus allen Abteilungen einmal wöchentlich zusammen und erzählen von besonderen Leistungen oder Unterstützung, die sie die Woche im Team gesehen oder persönlich erfahren haben. Das bringt die Abteilungen zusammen, macht einzelne Mitarbeitende mit ihrer Arbeit sichtbarer, fördert positives Denken und richtet das Team auf ein gemeinsames Ziel aus. Zusätzlich gibt es eine Workshop-Reihe über Werte und Visionen. Ebenso gibt es eine Werte-Crew aus TEXpert:innen verschiedenster Abteilungen, welche die Firmenwerte aktiv stärken und Impulse aus dem gesamten Team einbeziehen. Auch bei den Teamleiter:innen werden wöchentlich Werte diskutiert, eine gemeinsame Fragestellung vorangesetzt und die Woche nach dem jeweiligen Thema ausgerichtet. 360-Grad-Bewertungen sind ein weiteres Tool, bei denen die Umsetzung der Werte ebenso bewertet werden wie die Leistung an sich.


Mittlerweile pflegt sich der Transformationsprozess selbst. Es gab keinen klassischen Umbruch, sondern der Prozess ist gewachsen. Somit wird er auch bei den Mitarbeitenden als natürlich gegeben gesehen. "Die skeptischen Mitarbeiter", sagt Franzi, "sind super Indikatoren, um die Prozesse anzupassen und Schwachstellen aufzuzeigen." "Viele große Industriezweige müssen so gut bezahlen, da es sonst keinen anderen Anreiz mehr gibt, noch in der Organisation zu bleiben.", ergänzt Eric Bradatsch.


Das Organigramm, welches wir gerade in Druckform ausgearbeitet vor uns haben, ist keine Pyramide, sondern ein Kreis, bei dem der Kunde und nicht die Führungsposition in der Mitte steht. Die Geschäftsführung versteht sich als Impulsgeber, jede Abteilung ist mit jeder anderen an den Schnittstellen verbunden. Das Organigramm besagt, dass die einzelnen Kreise nicht für die Geschäftsleitung, sondern für die Kunden arbeiten.

TEXSIB orientiert sich an den Prozessen von StartUps und schaut sich schon funktionierende Systeme an, um auch hier viel nach dem Prinzip Trial and Error auszuprobieren.



"Wir bekommen die Stellen sehr gut und sehr schnell besetzt. Ein Mitarbeiter ist kürzlich aus Hof hergezogen. Durch die offene Kommunikation werden die richtigen Bewerber automatisch angezogen. Anfangs wurden wir sehr skeptisch betrachtet, mittlerweile treten andere KMU der Region auf uns zu, um sich beim Transformationsprozess beraten zu lassen.", erzählen uns die beiden.


"Innovation und Fortschritt kommen momentan sehr stark von innen - Probleme werden bei uns dank dem Wert `Über sich hinaus wachsen‘ als versteckte Lösungen gesehen. Wir forcieren, in Zukunft einen Schritt voraus zu gehen und gezielt auch extern auf Problemsuche zu gehen. Alle Mitarbeiter:innen sind an der stetigen Entwicklung von TEXSIB beteiligt", erzählt Eric Bradatsch. Besondere Leistungen werden z.B. mit einem Innovations-Gutschein oder als TEXpert:innen des Monats ausgezeichnet.


Wir schauen uns das Firmengelände an. In der Produktionshalle hängen große Banner mit den Werten der TEXpert:innen. Die Wärme wird von dem Überschuss der Biogasanlage von nebenan eingespeist. TEXSIB hat einen eigenen Brunnen und hat rund um das Firmengelände viele Bäume gepflanzt. Auch neue Produkte mit Öko-Zertifizierung werden genutzt, aber auch diesen Prozess muss man achtsam und nicht mit der Brechstange durchsetzen. Nachhaltigkeit betrifft nicht nur Umwelt und Ressourcen.

"Wir wollen, dass bei den Mitarbeitern nicht nur Geld sondern auch ein Mehrwert fließt. Die Menschen, die bei uns sind und waren, sollen mit mehr gehen, als sie kamen."

Als unser Interview vorbei ist, fragt uns Eric Bradatsch, was uns als Externe bei TEXSIB auffällt und was noch ausbaufähig wäre. Wir wissen im Moment keine Antwort. Was wir wissen: wir haben eine echte New Work Organisation gefunden, von deren Wissen bereits KMU aus der Region profitieren. "Wir wollen groß und besser werden und zwar nicht nur in Form von äußeren, wirtschaftlichem Wachstum.", sind sich beide und auch die anderen TEXpert:innen einig.


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