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SCHKOLA // Zittau

Ute Wunderlich, Geschäftsführerin der SCHKOLA gGmbH. www.schkola.de

Autorin: Anne


Ute Wunderlich ist seit 2009 die Geschäftsführerin der SCHKOLA. Die Gründungsinitiative begann sich 1993 nach der Friedlichen Revolution zu formatieren - ein Zusammenschluss von Eltern mit der Vision einer Schule, die anders funktioniert als das, was per Gesetz folgte. Der Verein aus sieben Mitgliedern gründete die erste freie Mittelschule Jonsdorf 1995 mit dem Ziel, junge Mittelständler an das Leben in der Lausitz heranzuführen; und das bilingual.

Der Plan war es, deutsch-tschechisch bzw. deutsch-polnisch gemischte Klassen zu unterrichten, was später nicht genehmigt wurde. Der Kompromiss sind heute Partnerklassen und -schulen, was letztendlich einen besseren Austausch über die Grenzen hinweg ermöglicht. Nach und nach wurden so von den Elterninitiativen weitere Schulen gegründet. Eltern wollen und wollten Schule machen und haben einen Träger gefunden, der sich drauf einlässt, was diese Eltern und deren Kinder brauchen: basisorientierte Strukturen und Entscheidungen.

Das Konzept ist erfolgreich - mittlerweile sind es sechs Schulen, eine Kita und die Berufsfachschule Ergodia. Alles steht unter dem Motto Inklusion und Vielfalt.

Die Organisationsstruktur ist dynamisch und geprägt von einer flachen Hierarchie, bestehend aus Geschäftsleitung, dem Schulträgerverein und den Teamleiter:innen aus Eltern, Schüler:innen und Mitarbeitenden. Jede Klassenstufe hat eine Teamleiterin, die Klassestufen lernen zusammen und bestehen aus altersgemischten Lerngruppen. Das erfordert viel Selbstdisziplin - man muss die eigenen Kompetenzbereiche kennen und Aufgaben abgeben können.


"Wenn Schule Vielfalt nicht abbildet, ist das fern von unserer Gesellschaft."

Die Kommunikation zwischen den Teamleitern läuft hauptsächlich persönlich ab und beinhaltet mehr als den reinen Informationsaustausch. Ute Wunderlich fährt einmal die Woche in die Häuser. Man redet über Familiäres und Pädagogisches. Das schafft Vertrauen und Wertschätzung. Themen werden gemeinsam besprochen und gelöst, im Team werden dann die Verantwortlichkeiten nach der Kompetenz verteilt. Als Entscheidungsgrundlage gilt immer das Wertesystem der SCHKOLA. "Stärken stärken" ist das Motto. Die Werte werden regelmäßig diskutiert.


"Wenn unsere Schüler:innen die Schule verlassen, sollen sie selbstständig, selbstverantwortlich und kritisch sein. Das lernt man nicht über Frontalunterricht, sondern durch Erfahrungen."

Manchmal steht das Gesetz gegen das Wertesystem. Meist finden wir dann über Umfragen an die Eltern schnelle Entscheidungen, notfalls über einen pädagogisch betreuten Krisenstab, erzählt sie.

Im Bezug auf die aktuelle Coronasituation kommt uns die Selbstständigkeit unserer Schüler:innen zugute, Pläne und Lerninhalte werden somit größtenteils selbstständig organisiert. Unsere pädagogische Beratung sucht mit jedem der 160 Mitarbeitenden zusätzlich das Gespräch, um Probleme, Ängste und Sorgen aufzufangen und zu besprechen. Wichtig dabei ist immer die Frage: was läuft denn gut? Wie können wir das Positive weiter ausbauen?


Sie war Kollegin, dann pädagogische Leiterin, dann Geschäftsführerin. Das hilft, die Strukturen und Kompetenzen zu erkennen und die Entscheidungsfragen auch mal zurückzugeben, was die Teamleiter:innen auch gut annehmen können.

Das Weiterbildungsbudget wird unter den Teams selbst aufgeteilt und nicht fremdbestimmt, so kann jeder in seinem Tempo lernen und das aus eigener Motivation. Das ist nachhaltiger als das Gießkannenprinzip, erzählt Ute Wunderlich.

Nachhaltigkeit ist wie ein Schatz, den die Schüler:innen in die Zukunft mitnehmen. Die Erkenntnisse der Umweltmodellschule in Ostritz mit Umweltpaten und -beauftragten werden in die anderen Schulen getragen, jede Investition wird nachhaltig abgewogen.


"Werte werden bei uns geschätzt - und unser größter Wert ist der Mensch."

"Ich habe ein hohes Vertrauen in meine Kollegen und Schüler, bis jetzt wurde das noch nie missbraucht. Bei uns stehen die Türen offen, ich kann jederzeit in den Unterricht gehen und ich weiß, dass jeder sein Bestes geben will. Ich merke, hier passiert alles zum Wohle des Kindes - das ist keine Frage von Kontrolle sondern von grundsätzlicher Haltung."


Kollegen, die mit dem Konzept hadern, gehen von allein. Die, die dieses Konzept wollen, kommen von allein - Lehrermangel gibt es bei uns nicht. Jeder wird dort eingesetzt, wo er sich sicher und wohl fühlt. Davon profitieren alle.

"Ich freue mich auf Quereinsteiger, die viel vom Leben lehren können. Ich brauche ebenso Sozialpädagogen und Erzieher, die eine andere Sicht auf das Kind haben. Es ist nicht der absolute Maßstab, wer das beste Studium absolviert, sondern was diese Person tut - jetzt und für die Gesellschaft."


"Die Multiprofessionalität der SCHKOLA ist ein Schatz und eine Vielfalt, die mich fasziniert."

Der ländliche Raum braucht ein anderes Lehrkonzept - unser Traum ist es, ein pädagogisches Institut in der Lausitz zu etablieren. Ein Labor, welches Lernen anders betrachtet, als bisher. Auch, an der jetzigen Qualität festzuhalten und die Stabilität zu wahren ist ein Ziel.

Ich habe eine Verantwortung für die Gesellschaft, sagt Ute Wunderlich. Unsere Schüler:innen sind wie ein Samen, den wir in die Welt streuen und wenn ich sehe, wie selbstbewusst und eigenverantwortlich sie ihr Leben beginnen, erfreut mich das. Ich habe die Verpflichtung etwas zurück zu geben, was ich all die Jahre aufgenommen hab, sagt sie - lächelnd und bestimmt.


"Irgendwann kommt der Moment, wo ich aussteige - das Unternehmen braucht irgendwann etwas Neues, sonst wird es zu sehr von mir geprägt. Daran denke ich manchmal. Aber noch nicht jetzt."


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