Interview: Claudia Hesse, Fachkraft für Qualitätsmanagement und Arbeitssicherheit // Tagespflege, Haus-Krankenpflege, ambulanter Pflegedienst, Fahrdienst, betreute WG /// www.haus-krankenpflege.de
Autorin: Anne
Werte: Wissen, Respekt, Leidenschaft
Als wir auf das Grundstück der 1998 gegründeten Hauskrankenpflege Kröber fahren, welches von drei modernen Gebäudekomplexen umrahmt wird, fallen uns als erstes die Werte der GmbH auf. Diese stehen gut sichtbar an den Fensterscheiben des Eingangsbereichs: Wissen, Respekt und Leidenschaft.
Claudia Hesse begrüßt uns herzlich und führt uns in einen Versammlungsraum, der unseren äußeren ersten Eindruck bestätigt: alles wirkt sehr modern und trotzdem geerdet, ruhig und klar. Claudia Hesse, die seit Anfang an in verschiedenen Positionen in der Firma arbeitet, kennt die Themen, um die es uns bei New Work Oberlausitz geht und wir sind sofort im Gespräch um VUKA, Agilität und Co. .
"Auf Leitungsebene haben wir vor fünf Jahren ein Seminar zur exzellenten Unternehmenführung besucht. Das hat uns sehr inspiriert und war die Initialzündung für
wertebasiertes Arbeiten und einen nachhaltigen Transformationsprozess.", erzählt sie. Seitdem lenken die Werte viele interne und externe Prozesse, beispielsweise die Auswahl der Mitarbeitenden. Beim Bewerbungsprozess wird sichergestellt, dass sich die Bewerber:innen mit den Werten der Organisation identifizieren können. Auch Feedback- und Auswertungsgespräche basieren auf den gemeinsamen Wertevorstellungen.
Die Arbeit, die das ganze Team in die eigene und organisationale Entwicklung gesteckt hat, trägt Früchte. Sie haben beispielsweise 2015 den BWG Gesundheitspreis in der Kategorie ambulante Dienste und 2017 den Preis des besten Arbeitgebers ´Great Place To Work` in der Kategorie Gesundheit und Soziales mit dem zweiten Platz belegt.
Der jüngste Führungskräfteworkshop beschäftigte sich mit der VUKA-Welt (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambivalenz/Ambiguität) und gibt in Zeiten einer Pandemie konkrete Anhaltspunkte für das Team. Das Wissen wird nicht nur vermittelt, sondern die Dozent:innen und Coaches begleiten via Zoom Meetings die Organisation bei der Umsetzung von der Therorie in die Praxis. Somit wird sichergestellt, dass auch die Außenwahrnehmung beachtet wird. Die meisten Mitarbeiter:innen sind wissbegierig und probieren gern neue Methoden aus", so Claudia Hesse. "Auch unsere Fachkräfte werden regelmäßig gecoached."
Die Haus-Krankenpflege Kröber hat ihr eigenes Organigramm entwickelt, welches uns Claudia Hesse vorlegt. "Wir haben kein typisches Liniendiagramm, bei uns steht die Pflege im Mittelpunkt der Organisation. Die Bereiche platzieren sich drum herum und agieren weitestgehend autark." Das sind holokratische Ansätze, stellen wir fest. Insgesamt sind es drei Standorte. Die Verantwortklichkeiten der Führungsebene sind auf die Mitarbeiter:innen verteilt, sodass sich die Verantwortung nicht auf eine Position konzentriert. Insgesamt zählt die Haus-Krankenpflege 75 Mitarbeiter:innen.
Die Geschäftsführung Frau Kröber arbeitet rund 60 Prozent an der Firma und rund 40 Prozent in der Firma. Sie verbringt viel Zeit damit, deutschlandweit neue Impulse aus der Branche aufzuspüren, neue Konzepte zu entdecken, Dozent:innen und Weiterbildungsmöglichkeiten aufzuspüren.
Claudia Hesse beschreibt:
"Wir sind kein träger Tanker, sondern agieren eher wie ein Schnellboot. Wir können agil die Richtung ändern und haben eine große Entscheidungsfreiheit. Das motiviert ungemein und schafft Weitblick unter den Mitarbeitenden."
Regelmäßige Mitarbeiter:innenbefragungen sind ein guter Indikator für die Dinge, die nicht gut laufen. Das eröffnet der Geschäftsleitung eine Feedbackmöglichkeit und schärft den Blick auf ihr Führungsverhalten. "Beispielsweise gab es eine Befragung zur psychischen Belastung auf Teamebene, die dadurch messbar über Jahre postiv beinflusst wurde.
Ebenso gibt es turnusmäßig einen Kulturcheck, der die Entwicklung sichtbar macht. Die Befragungen werden transparent ausgewertet, egal, wie das Ergebnis ausfällt.
Das schafft Vertrauen und eine hohe Beteiligung der Mitarbeitenden am Prozess" erzählt Frau Hesse.
Regelmäßiges Hospitieren in branchenähnlichen Organisationen ist ein gern genutztes Tool, auf das die Geschäftsführerin Birgit Kröber schon viele Jahre setzt. "Es sind keine Konkurrenten, sondern Mitbewerber. Wir haben mehrere gute Verbindungen zu Pflegediensten aus der Region, beispielsweise haben wir uns so Wissen über die Prozesse angeeignet, bevor wir die Tagespflege gegründet haben. Unser Team ist auch offen für den Austausch, was den wertebasierten Transformationsprozess angeht." so Claudia Hesse.
Kunst trifft Pflege: Künstler:innen aus der Region können ihre Fotos oder ihre Kunst auf der Station ausstellen und finden somit eine gute Startplattform.
Auf dem Gang zu den Büros steht ein Flipchart, auf dem der angestrebte Kulturwandel dargestellt und der Prozess anschaulich erklärt ist.
Die Mitarbeitenden haben neben den fachlichen und persönlichen Weiterbildungsmöglichkeiten diverse Benefits: zum Beispiel eine Inhouse Massage, gesundes Frühstück, Obst und Yogakurse. Diese werden nicht nach dem Gießkannenprinzip bereitgestellt, sondern gezielt an die Bedürfnisse der Teams angepasst.
Im nächsten Jahr ist ein Kommunikationskonzept geplant, welches ein Coach über mehrere Tage und mit verschiedenen Teams anleitet. Dabei spielen die Haltung zum Beruf, die Empfänger-Sender-Methode und diverse Basics der Kommunikation eine Rolle. Claudia Hesse erläutert:"Persönlichkeitsentwicklung ist uns genauso wichtig wie die fachliche Entwicklung. Die Persönlichkeit selbst wirkt genauso starkt auf die Patient:innen und Mitarbeiter:innen wie die fachliche Expertise." Herausforderndes Verhalten von Patient:innen ist aktuell auch ein Thema, dem sich eine erfahrene Dozentin annehmen wird.
Wir schauen uns die verschiedenen Gebäude an. Die Räume sind äußerst ansprechend eingerichtet und die Atmosphäre ist sehr heimelig. Draußen laufen wir durch den Therapiegarten, vorbei am Gewächshaus, an den Laufenten, dem Erlebnispfad und dem Insektenhotel. Das Team der Hauskrankenpflege Kröber hat es geschafft, durch kontinuerliche Verbesserung von inneren und äußeren Strukturen ein nachhaltiges und gesundes Wachstum zu generieren und einen Mehrwert für sich und die Bewohner:innen zu schaffen.
Claudia Hesse gibt auch anderen Organisationen den Tipp, dass sich die meisten Coachings, Seminare und Weiterbildungsmöglichkeiten über die Krankenkassen refinanzieren lassen. Es gibt unglaublich viel ungenutztes Potential in dieser Hinsicht.
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